Der Begriff «Psycho-Physiognomik» umfasst viele Bereiche, und so verwundert es nicht, dass wir hier einen Wildwuchs an Begriffs-Verwendungen finden. Die einen sprechen von Gesichterlesen, andere von Persönlichkeitsmerkmalen, wieder andere von Körpersprache. Hier ist eine Definition nötig. Erst dann wird ersichtlich, dass dieser Begriff verschiedene Bereiche umfasst.
Psycho-Physiognomik ist ein System, welches einerseits die Lebens- und Seelenausdruckskunde mit Körper-, Kopf- und Gesichtsausdrucksformen sowie gesundheitsrelevante Themen mit organ- und funktionsspezifischen Antlitzzeichen verbindet. Beides beachtet die Ausstrahlung und bedingt das «fühlende Sehen» als intuitives Werkzeug.
Die Psycho-Physiognomik beruht auf der Grundlage der Natur- sowie Geisteswissenschaften. Sie ist die Wissenschaft des Ausdrucks der Formen, Farben, Spannungen und Strahlungen sowie sonstigen Lebensäußerungen. Dazu gehören u.a. Mimik, Gestik, Handschrift und Sprache. Durch das Erkennen und Interpretieren dieser Informationen ist es möglich, einen Menschen “ganzheitlich” zu erfassen.
Definition von Physiognomie, Physiognomik und Psycho-Physiognomik
Die Psycho-Physiognomik wird oft fälschlicherweise als statische Lehre aufgefasst, nach der einzelnen für sich betrachteten Gesichtsarealen eine Bedeutung zugeschrieben wird, deren Eigenschaften dem Menschen einen unveränderlichen «Charakter»-Stempel aufdrücken, sodass der Mensch nun immer so bleiben soll, wie er es von Kindesbeinen an genetisch mitbekommen hat. Das Übersetzen einzelner Formen in bestimmte Wesensmerkmale und diese als gegeben und unveränderlich anzunehmen ist schlichtweg falsch. Ebenso ist es falsch, die Psycho-Physiognomik lediglich auf das Gesichterlesen zu reduzieren. Es findet sich gerade diesbezüglich einiges an Literatur, aber auch viele Kritiker, die die Psycho-Physiognomik auf diese Weise auslegen. Eine solche Ansicht kann nur durch eine allgemeine Unkenntnis der Huter’schen Psycho-Physiognomik aufkommen. Hier herrscht Klärungsbedarf.
Meines Erachtens fehlt es an einer genauen Definition des Begriffes «Psycho-Physiognomik». Um Missverständnisse zu eliminieren und Klarheit über diesen Begriff zu gewinnen, ist es wichtig, den Begriff genau zu definieren.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird vielfach das Wort Physiognomie oder Physiognomik anstatt Psycho-Physiognomik verwendet. Auch hier gilt es zu unterscheiden.
Alles, was existiert, besitzt eine Physiognomie: eine Landschaft, ein Glas und der Körper sowie das Gesicht. Physiognomie ist also die Erscheinung. Demnach haben nicht nur Menschen eine Physiognomie, sondern auch Tiere, ein Dorf oder eine Flasche.
Physiognomik ist die Lehre der Erscheinung, der Gestalt oder des Ausdrucks. Sie befasst sich mit dem Ausdruck des menschlichen Gesichts, des Körpers und der Bewegungen.
Psycho–Physiognomik meint die Lehre der Erscheinung oder des Ausdrucks und dessen Interpretation von Persönlichkeitsmerkmalen und psychischen Vorgängen. Der Begriff «Psycho-Physiognomik» lässt sich detaillierter definieren:
Psycho- | Physio | gnomik | |
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Der Begriff Psycho-Physiognomik beinhaltet also drei Wortteile: die Psyche, welche die Seele meint, die Physis, worunter der Körper zu verstehen ist, und die Gnomik, was vom griechischen Wort Gnosis stammt und Kenner bedeutet.
Spätestens jetzt gehen möglicherweise einige Leser innerlich in Opposition und denken: «Das klingt bis jetzt noch ganz gut, aber Psyche, Seele, Geist, Persönlichkeit etc. sind doch bei Weitem nicht dasselbe.» Das stimmt, da gebe ich Ihnen zu hundert Prozent recht, aus C.-G.-Jung-orientierter Sichtweise können wir tatsächlich alle diese unter dem Wort Psycho (siehe Tabelle oben) aufgezählten Begriffe nicht in einen Topf werfen, alle Begriffe sind unterschiedliche Aspekte unserer Psyche. Die Begriffe Bewusstsein, Unterbewusstsein, kollektives Unterbewusstsein, Selbst, Ich etc. sind hier noch gar nicht erwähnt. Ich bin mir dessen völlig bewusst. Dennoch verzichte ich hier auf eine Definition oder detaillierte «Anatomie der Psyche» und lasse die Begriffe so stehen, zugunsten der Definition des Begriffes «Psycho-Physiognomik», auf dem der ganze Fokus liegen soll.